Pudding. Vom süßen Leben im Industriezeitalter

 

Pudding:
Vom süßen Leben im Industriezeitalter

 

(18. April – 3. Oktober 2004)
„Der Magen oder eines der Eingeweide vom Schwein, Schaf oder einem anderen Tier gefüllt mit einer Mischung aus Hackfleisch, Nierenfett, Haferflocken, Würze, etc. gekocht und aufbewahrt bis es gebraucht wird; eine Art von Wurst.“ Hätten Sie hinter dieser Beschreibung einen Pudding erwartet? Tatsächlich glich der Pudding im ausgehenden Mittelalter eher einer Wurst oder einem Kloß als der süßen Creme, die wir heute Pudding nennen. Der Pudding stammt von den wurstartigen „boudins“ aus Frankreich ab. Die Engländer machten aus ihnen „puddings“ und erfanden im 16. Jahrhundert eine süße Variante. Liebhaber der englischen Küche schließlich brachten um 1700 sowohl herzhafte als auch süße Puddings nach Deutschland. Heute ist Pudding bei uns ein etabliertes Nahrungsmittel, das jeder gern isst. Die Ausstellung veranschaulicht den Weg, der zwischen dem herzhaften Ursprung des Puddings und einem Becher industriell hergestelltem Fertigpudding aus dem Kühlregal liegt. Dieser Weg führt den Besucher zuerst durch die Geschichte des Zuckers, denn er ist die Voraussetzung für die Entwicklung von Süßspeisen und damit auch von süßem Pudding. Weiter geht der Weg durch die Geschichte hinein in das Industriezeitalter mit Maschinen aus der Puddingproduktion, übergroßen, begehbaren, bunten Faltschachteln und Tüten, in die das Puddingpulver abgefüllt wurde. Doch wäre der Pudding ohne Werbung zu einem solchen Erfolg geworden? Wohl kaum. Die zahlreichen Zeitungsanzeigen, Plakate, Blechschilder und Hörfunkwerbespots des Bielefelder Erfolgsunternehmens Dr. Oetker sowie anderer Puddinghersteller wie Reese, Hansa, Töllner und Dr. Crato machen dies mit ihrer aufwändigen und schönen Gestaltung ebenso deutlich wie die Pudding essende Idealfamilie der 1950er und 1960er Jahre und die tanzenden Kochlöffel, Schneebesen und Puddingtüten aus den Werbefilmen. Die Firma Dr. Oetker schrieb mit ihrer Reklame, beginnend mit der ersten Zeitungsannonce 1893, ein bedeutendes Kapitel der Werbung in Deutschland. Last but not least: wer nun noch keinen Pudding in den Beinen hat, entdeckt unterschiedlichste überraschende und kuriose Verwendungen des Puddings in Redewendungen, Literatur, Kinderunterhaltung und Satire. Der Streifzug durch die Geschichte endet an der Puddingbar, wo sich der Besucher mit Pudding stärken kann.