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Linksruck – Politische und kulturelle Aufbrüche in Bielefeld 

Ausstellung im Historischen Museum Bielefeld, 25. 10. 2015 – 28. 2. 2016

 

Die Zeitspanne von den frühen 1960er- bis in die Mitte der 1980er-Jahre war in der Bundesrepublik Deutschland geprägt von gesellschaftlichen Umwälzungen, die zumeist von einer politisch linksorientierten Jugend angeschoben wurden. Diese Veränderungen fanden nicht nur in den Metropolen der Republik statt, sondern hatten auch Auswirkungen auf eine vermeintliche Provinzstadt wie Bielefeld. Spätestens seit der Gründung der Universität 1969 wurde Bielefeld zu einem bedeutenden Experimentierfeld für die Reizthemen des folgenden Jahrzehnts und wurde in diesem Kontext zu den „drei großen B“ (Berlin, Bremen, Bielefeld) gezählt.

 

Die Ausstellung gibt zunächst einen Eindruck von den verkrusteten Strukturen der deutschen Nachkriegsgesellschaft, bevor die Besucher und Besucherinnen mit Objekten, Zeitzeugen und Medien aus der Zeit des Umbruchs konfrontiert werden und sich mit den Themen der damals jungen Generation auseinandersetzen können.

Eingebettet in die bundesweiten Geschehnisse, dokumentiert die Ausstellung die so genannten Studentenproteste gegen den Vietnamkrieg und die Notstandsgesetze. Die Besetzung von Häusern für kulturelle Zwecke wie beim späteren Arbeiterjugendzentrum oder, im Zuge der größenwahnsinnigen Sanierungspläne der Stadt, im Kampf um Wohnraum machte Bielefeld zu einer Hochburg alternativen Lebens. Das zeigte sich auch im Kulturbereich, beispielweise mit dem „Umsonst und Draußen“-Festival im nahen Vlotho, das sich innerhalb weniger Jahre zu einem riesigen Happening der Jugend entwickelte.

 

Neben weiteren thematischen Schwerpunkten, wie der Emanzipationsbewegung oder den Kinderladeninitiativen, setzt sich die Ausstellung auch mit der politischen Zersplitterung der linken Bewegung in verschiedenste Grüppchen wie den so genannten K-Gruppen, den Anhängern der Deutschen Kommunistischen Partei und weiteren aus dem studentischen und den Arbeitermilieus auseinander. Selbst die gewaltbereite Szene im Kontext der bundesweit operierenden Terrororganisationen RAF, „Bewegung 2. Juni“ und den Revolutionären Zellen hinterließ, wenn auch nachrangigere, Spuren in Bielefeld.

 

Die ausgehenden 1970er- und die frühen 1980er-Jahre brachten eine als „neue Linke“ bezeichnete Bewegung hervor, welche die Friedensbewegung wieder zum Leben erweckte und sich gegen die Atomkraft auflehnte. Unter anderem in Borgholzhausen nahe Bielefeld wurden atomare Flugabwehrraketen stationiert, sodass große Protestmärsche von Bielefeld dorthin stattfanden. Die in der Region gelegenen Atomkraftwerke Grohnde und Hamm waren Ziel von Massenprotesten, wurden aber auch mit speziellen Aktionen von Bielefeld aus bekämpft. Ausfluss dieser Diskussionen und Auseinandersetzungen war die Gründung der „Bunten Liste“ in Bielefeld als einer der Wegbereiter der späteren Partei „Die Grünen“.

 

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